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22.10.2019: 10 Jahre EUROPoint Ostalb

Erfolgreiche Regionen sind tief verwurzelt und stark vernetzt

In diesem Jahr kann das Europainformationszentrum EUROPoint Ostalb im Landratsamt in Aalen auf sein 10-jähriges Bestehen zurückblicken. Aus diesem Anlass sind rund 150 Gäste der Einladung zu einem besonderen Abend am 22. Oktober 2019 im Ostalbkreishaus gefolgt, der unter dem Motto "Die Zukunft Europas geht uns alle an" stand. Für den Festvortrag konnte der Präsident des Europäischen Ausschusses der Regionen, Karl-Heinz Lambertz, gewonnen werden, der in seiner Rede auf die Verantwortung der Bürger, Kommunen und Regionen für die Gestaltung des gemeinsamen Europas einging.

10 Jahre EUROPoint Ostalb
10 Jahre EUROPoint Ostalb
10 Jahre EUROPoint Ostalb
10 Jahre EUROPoint Ostalb
10 Jahre EUROPoint Ostalb
10 Jahre EUROPoint Ostalb
Kulinarisch und musikalisch empfangen wurden die Gäste von den Europa-Miniköchen unter der Leitung von Jürgen Mädger sowie von der Sängerin Steffi Kutil, die gemeinsam mit vier Schülerinnen des Schulchors der Schiller-Realschule Schwäbisch Gmünd ihren selbst getexteten und komponierten Europa-Song "Wir sind Europa" präsentierte.

In seiner Begrüßung ging Landrat Klaus Pavel auf die Bedeutung Europas als Friedens- und Wertegemeinschaft ein. Er wies dabei auch auf die Wirkung der EU für den Ostalbkreis hin, die insbesondere durch erfolgreiche Leuchtturmprojekte der EU-Strukturförderung sichtbar werde. Der EUROPoint Ostalb sei dabei nun seit zehn Jahren ein wichtiger Bestandteil bei der Vermittlung und Recherche von Informationen, was sich unter anderem in über 100 Bürgerdialogen, zahlreichen Messeauftritten und persönlichen Beratungen in dieser Zeit gezeigt habe. Er dankte der EU-Kommission und zahlreichen Kooperationspartnern für die hervorragende Zusammenarbeit sowie allen Bürgerinnen und Bürgern für das große Interesse.

Als Leiter der Europäischen Kommission in München bescheinigte Joachim E. Menze in seinem Grußwort dem EUROPoint Ostalb eine hervorragende Arbeit im Europe Direct-Netzwerk der EU-Kommission. Immer wieder seien herausragende und innovative Veranstaltungsformate umgesetzt worden, wovon er die Pecha-Kucha-Night Europa, das KlimaForum Ostalb sowie den Bürgerdialog "Quo vadis Europa - (gem-)einsam stark“ besonders herausgriff. Der EUROPoint Ostalb habe sich mittlerweile schon drei mal erfolgreich an den Bewerbungsverfahren der EU-Kommission zur Aufnahme in das europaweite Europe Direct-Informationsnetzwerk beteiligt. Er hoffe, dass die gute Zusammenarbeit fortgesetzt werden könne, und wünschte für die in 2020 neu anstehende Bewerbungsrunde viel Glück.

"Die Zukunft Europas geht uns alle an - Bürger, Kommunen und Regionen zeigen Verantwortung“ lautete die Überschrift des Festvortrags des Präsidenten des Europäischen Ausschusses der Regionen (AdR), Karl-Heinz Lambertz. Als Einwohner Ostbelgiens, wo es ebenfalls ein Europe Direct-Informationszentrum gebe, sei er besonders gerne der Einladung in den Ostalbkreis gefolgt. Die Europa-Informationszentren hätten auf regionaler Ebene ein hohes Mobilisierungspotenzial, so Lambertz. Europa müsse vorangebracht werden, gerade auch emotional. In den Europa-Miniköchen sah er darin ein besonders gutes Beispiel, das er gerne nach Belgien mitnehme. In seiner aktuellen Analyse Europas sah er die EU derzeit nicht in Höchstform. Der Brexit koste zu viel Energie, die an anderer Stelle fehle, um Europa stärker voranzubringen. Rückblickend wären der Mauerfall vor 30 Jahren und auch das Karfreitagsabkommen zwischen Irland und Nordirland ohne die EU nicht möglich gewesen. Die EU habe zurecht den Friedensnobelpreis erhalten. Jetzt aber die Beitrittsverhandlungen mit Nordmazedonien nicht aufgenommen zu haben, bezeichnete er als Fehler. Auch der institutionelle Rahmen der EU müsse dringend erneuert werden, denn dieser sei noch immer auf die ursprünglichen sechs Gründungsstaaten ausgelegt.
Lambertz betonte, dass Europa dort stattfinde, wo die Menschen leben, nämlich in den Gemeinden, Städten, Landkreisen und Regionen. Dort müsse auch der Mehrwert der EU konkret erlebbar sein. Das Festhalten an Werten sei essentiell, so Lambertz, ebenso wie das genaue Zuhören, was und warum der Andere etwas sage.

Hinsichtlich europäischer Fördermittel betonte der Präsident, dass die Kohäsionspolitik für alle Regionen in Europa wichtig sei. In diesem Zusammenhang lobte er die Broschüre "Europa im Ostalbkreis“, die wesentlich dazu beitrage, dass die Wirkung Europas vor Ort sichtbar werde. Die Beispiele zeigten, wo und wodurch im Ostalbkreis durch Europa Forschung, Arbeit und Ausbildung entstehe. Insgesamt müsse auch das große Potenzial der Menschen genutzt werden, die sich bis zur lokalen Ebene politisch engagieren. Er begrüßte, dass sich dies auch in den politischen Leitlinien der designierten Kommissionspräsidentin, Dr. Ursula von der Leyen, widerspiegle. Um die Substanz und die Seele Europas kennenzulernen, müsse man mehr zu den Menschen gehen, was er für den AdR zu leben versuche. Am Beispiel eines Baumes stellte Lambertz zusammenfassend fest, dass erfolgreiche Regionen tief verwurzelt und stark vernetzt sind. Von der von der künftigen EU-Kommission geplanten Konferenz zur Zukunft Europas verspreche er sich viel, sofern sie richtig angegangen werde und möglichst viele Bürgerinnen und Bürger einbezogen werden. Die Ergebnisse müssten dann auch sichtbar und mit klaren Rückmeldungen an die Menschen verknüpft sein. Über den künftigen EU-Haushalt werde derzeit noch kräftig gefeilscht. Auf die deutsche EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2020 sah er daher noch eine große Verantwortung zukommen. Wichtig sei vor allem, dass es keinen Leerlauf in der Finanzierung und Förderung gebe, da sich dies sofort negativ auf die Menschen auswirken würde.

In der anschließenden Fragerunde aus dem Publikum kam insbesondere der Katalonien-Konflikt zur Sprache. Für Lambertz stand fest, dass man dies nicht als rein spanische Angelegenheit behandeln dürfe und dass Lösungen nur durch Verhandlungen möglich seien. Um der Bedeutung des sehr differenzierten europäischen Gemeinwesens gerecht zu werden, gelte es grundsätzlich, das Subsidiaritätsprinzip intelligent anzuwenden und die zu hohe Regelungsdichte in der EU abzubauen. Gleichzeitig gelte es, bei den wichtigen gesamteuropäischen Entscheidungen, wie z. B. dem Vorgehen in Syrien, handlungsfähiger zu werden.

Den Abschluss der Veranstaltung bildete die gemeinsam gesungene rockige Version der Europa-Hymne, bevor sich die Gäste auf einem europäischen Marktplatz der Region beim ESF-Arbeitskreis, der EurA AG, der Europa-Union Ostalb e. V., dem European House, der Leader-Aktionsgruppen Jagstregion und Schwäbischer Wald, den Projekten CliMates und RECIT sowie der WINregion Ostalbkreis informieren konnten.