Führung durch die Sonderausstellung "Multikulti am Oberrhein - Römer, Germanen und die Gräber von Diersheim"
Sonntag, 03.11.2024, 15:00 Uhr
Veranstaltungsort: Ellwangen, Alamannenmuseum
Vom 19. September 2024 bis 27. April 2025 ist im Alamannenmuseum die Sonderausstellung "Multikulti am Oberrhein – Römer, Germanen und die Gräber von Diersheim" zu sehen. Die vom Zentralen Fundarchiv Rastatt des Archäologischen Landesmuseums Baden-Württemberg in Kooperation mit dem Museum im Ritterhaus Offenburg und dem Verein für Heimatgeschichte Diersheim 1991 konzipierte Ausstellung lädt zu einer spannenden Entdeckungsreise in die Welt des frühen Mittelalters ein.
Spektakuläre Funde des ersten Jahrhunderts nach Christus aus einem Bestattungsplatz bei Rheinau-Diersheim in der Ortenau werfen die Frage nach den Identitäten der bestatteten Individuen auf. Aufgrund der Objekte, die sich bei oder in den Urnen befanden, sind mehrere kulturelle Einflüsse möglich. Waren es Römer, Germanen...? Die Ausstellung stellt die Frage, wie bunt die Welt am Oberrhein unter dem Einfluss des römischen Militärs und den bunt zusammengewürfelten Soldatenheeren und föderierten germanischen Gruppen war.
Ausgrabungen in Diersheim (Ortenaukreis) bringen sensationelle neue Erkenntnisse über das Leben vor 2000 Jahren am Oberrhein zutage. Spektakuläre Funde wie Keramik, Waffen und Broschen aus dem 1. Jahrhundert nach Christus in einem Gräberfeld bei Diersheim werfen Fragen auf: Waren die bestatteten Individuen Germanen oder Römer? Oder Germanen in römischen Diensten? Die neuesten Erkenntnisse der Ausgrabungen werden jetzt erstmals in einer Ausstellung gezeigt, die ab 19. September 2024 im Alamannenmuseum zu sehen ist. Die Wanderausstellung zeigt Originalfunde aus dem Gräberfeld "Fachheu" und liefert Neues zur Regionalgeschichte und zur Grenzpolitik Roms. Erstmals werden mehrere Grabkomplexe und neueste Erkenntnisse aus der laufenden Auswertung in einer Überblicksausstellung gezeigt.
Bereits vor 130 Jahren wurden im Gebiet "Oberfeld" in Diersheim Funde geborgen, die dem germanischen Kulturkreis zugeordnet wurden. Wegen des ideologisch gelenkten "Germanen-Hypes" während des Nationalsozialismus wurden dort in den 1930er Jahren umfassendere Ausgrabungen unternommen. Aber erst 1966 veröffentlichte Rolf Nierhaus die Ergebnisse. Der Archäologe erkannte, dass die Funde zu Bestattungen gehören, die nicht nur typisch germanische Einflüsse zeigen, sondern auch Anklänge an die vorrömische Zeit sowie Objekte aus den römischen Provinzen enthielten. Er interpretierte das als Hinweise auf "freie" Germanen, die hier ab der Mitte des ersten Jahrhunderts nach Christus als militärische Truppen die Grenze Roms verteidigten. Erst ein halbes Jahrhundert später, nämlich 2011, geriet Diersheim wieder in den Fokus der Wissenschaft: Bei Erkundungen im Gewann "Fachheu" entdeckte ein ehrenamtlicher Mitarbeiter der Denkmalpflege hunderte Oberflächenfunde. In Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalpflege führten Archäologen der Universität Freiburg von 2015 bis 2022 insgesamt sechs Ausgrabungskampagnen durch.
Bei den Grabungen kamen moderne Methoden zum Einsatz, wie etwa die Blockbergung der Urnen und deren Freilegung unter Laborbedingungen. Das erlaubt eine weitaus detailliertere Auswertung, als es früher möglich war. Die Forscher konnten so herausfinden, welche Riten die Menschen am Grab durchführten. Sie verbogen zum Beispiel Waffen und machten sie damit ganz bewusst unbrauchbar. Die Funde in Diersheim ähneln Gräberfeldern im Rhein-Main- und Rhein-Neckar-Gebiet, die der germanischen Gruppe der Neckar-Sueben zugeordnet wurden. Auch die Diersheimer Bestatteten waren also vermutlich Sueben.
All diese Fundplätze befinden sich in unmittelbarer Nähe römischer Militäreinrichtungen. Am südlichen Oberrhein war das römische Legionslager in Straßburg besonders wichtig für den Austausch mit den Oberrheingermanen in Diersheim. Doch was haben Römer und Germanen aus der Zeit vor 2000 Jahren mit uns zu tun? Das Nebeneinander kulturell unterschiedlichster Gruppen kann uns Vorbild sein: Rom setzte im 1. Jahrhundert nach Christus am Oberrhein auf Einbindung und Teilhabe und ermöglichte über mehrere Generationen hinweg ein friedliches Miteinander.
Die Wanderausstellung wurde kuratiert vom Archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg, Zentrales Fundarchiv Rastatt, und wird präsentiert vom Verein für Heimatgeschichte Diersheim 1991 und dem Museum im Ritterhaus Offenburg.
Die Ausstellung wird am Mittwoch, 18. September 2024, um 18.00 Uhr eröffnet, es sprechen Oberbürgermeister Michael Dambacher, die Leiterin des Museums im Ritterhaus Offenburg, Valerie Schoenenberg, Johann Schrempp vom Archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg, Zentrales Fundarchiv Rastatt – er übernimmt auch die Einführung in die Ausstellung – sowie Museumsleiter Andreas Gut. Zur musikalischen Umrahmung spielt Franz Schüssele auf römischen Instrumenten.
Im Begleitprogramm werden immer am ersten Sonntag im Monat um 15:00 Uhr Führungen in der Sonderausstellung angeboten, die Termine sind am 3. November 2024, 1. Dezember 2024, 5. Januar 2025, 2. Februar 2025, 2. März 2025 und 6. April 2025.
Nähere Informationen sind beim Museum erhältlich:
www.alamannenmuseum-ellwangen.de
ins Outlook eintragen
Veranstaltungsort: Ellwangen, Alamannenmuseum
Vom 19. September 2024 bis 27. April 2025 ist im Alamannenmuseum die Sonderausstellung "Multikulti am Oberrhein – Römer, Germanen und die Gräber von Diersheim" zu sehen. Die vom Zentralen Fundarchiv Rastatt des Archäologischen Landesmuseums Baden-Württemberg in Kooperation mit dem Museum im Ritterhaus Offenburg und dem Verein für Heimatgeschichte Diersheim 1991 konzipierte Ausstellung lädt zu einer spannenden Entdeckungsreise in die Welt des frühen Mittelalters ein.
Spektakuläre Funde des ersten Jahrhunderts nach Christus aus einem Bestattungsplatz bei Rheinau-Diersheim in der Ortenau werfen die Frage nach den Identitäten der bestatteten Individuen auf. Aufgrund der Objekte, die sich bei oder in den Urnen befanden, sind mehrere kulturelle Einflüsse möglich. Waren es Römer, Germanen...? Die Ausstellung stellt die Frage, wie bunt die Welt am Oberrhein unter dem Einfluss des römischen Militärs und den bunt zusammengewürfelten Soldatenheeren und föderierten germanischen Gruppen war.
Ausgrabungen in Diersheim (Ortenaukreis) bringen sensationelle neue Erkenntnisse über das Leben vor 2000 Jahren am Oberrhein zutage. Spektakuläre Funde wie Keramik, Waffen und Broschen aus dem 1. Jahrhundert nach Christus in einem Gräberfeld bei Diersheim werfen Fragen auf: Waren die bestatteten Individuen Germanen oder Römer? Oder Germanen in römischen Diensten? Die neuesten Erkenntnisse der Ausgrabungen werden jetzt erstmals in einer Ausstellung gezeigt, die ab 19. September 2024 im Alamannenmuseum zu sehen ist. Die Wanderausstellung zeigt Originalfunde aus dem Gräberfeld "Fachheu" und liefert Neues zur Regionalgeschichte und zur Grenzpolitik Roms. Erstmals werden mehrere Grabkomplexe und neueste Erkenntnisse aus der laufenden Auswertung in einer Überblicksausstellung gezeigt.
Bereits vor 130 Jahren wurden im Gebiet "Oberfeld" in Diersheim Funde geborgen, die dem germanischen Kulturkreis zugeordnet wurden. Wegen des ideologisch gelenkten "Germanen-Hypes" während des Nationalsozialismus wurden dort in den 1930er Jahren umfassendere Ausgrabungen unternommen. Aber erst 1966 veröffentlichte Rolf Nierhaus die Ergebnisse. Der Archäologe erkannte, dass die Funde zu Bestattungen gehören, die nicht nur typisch germanische Einflüsse zeigen, sondern auch Anklänge an die vorrömische Zeit sowie Objekte aus den römischen Provinzen enthielten. Er interpretierte das als Hinweise auf "freie" Germanen, die hier ab der Mitte des ersten Jahrhunderts nach Christus als militärische Truppen die Grenze Roms verteidigten. Erst ein halbes Jahrhundert später, nämlich 2011, geriet Diersheim wieder in den Fokus der Wissenschaft: Bei Erkundungen im Gewann "Fachheu" entdeckte ein ehrenamtlicher Mitarbeiter der Denkmalpflege hunderte Oberflächenfunde. In Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalpflege führten Archäologen der Universität Freiburg von 2015 bis 2022 insgesamt sechs Ausgrabungskampagnen durch.
Bei den Grabungen kamen moderne Methoden zum Einsatz, wie etwa die Blockbergung der Urnen und deren Freilegung unter Laborbedingungen. Das erlaubt eine weitaus detailliertere Auswertung, als es früher möglich war. Die Forscher konnten so herausfinden, welche Riten die Menschen am Grab durchführten. Sie verbogen zum Beispiel Waffen und machten sie damit ganz bewusst unbrauchbar. Die Funde in Diersheim ähneln Gräberfeldern im Rhein-Main- und Rhein-Neckar-Gebiet, die der germanischen Gruppe der Neckar-Sueben zugeordnet wurden. Auch die Diersheimer Bestatteten waren also vermutlich Sueben.
All diese Fundplätze befinden sich in unmittelbarer Nähe römischer Militäreinrichtungen. Am südlichen Oberrhein war das römische Legionslager in Straßburg besonders wichtig für den Austausch mit den Oberrheingermanen in Diersheim. Doch was haben Römer und Germanen aus der Zeit vor 2000 Jahren mit uns zu tun? Das Nebeneinander kulturell unterschiedlichster Gruppen kann uns Vorbild sein: Rom setzte im 1. Jahrhundert nach Christus am Oberrhein auf Einbindung und Teilhabe und ermöglichte über mehrere Generationen hinweg ein friedliches Miteinander.
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